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    Prof. Dr. Wolfgang Maennig ist Professor an der University of Hamburg mit dem Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre. 1988 gewann er mit der Deutschen Ruder-Nationalmannschaft Gold in Seoul. Im aktuellen VSD-Interview gibt er spannende Einblicke in die Bewerbungskampagne „Berlin 2000 Olympia“, an der er aktiv beteiligt war.

    Sie sind Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität in Hamburg. Wie kam es zu dem Interesse an der Stadt- und Sportökonomik? Hat Ihre aktive Karriere im Sport (Olympiasieger von 1988 im Rudern) dazu beigetragen?

    Geplant war es nicht, ich hatte im Bereich der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen promoviert und habilitiert. Ich habe jedoch dann 1989 einen Habilitationsvortrag „Kosten-Nutzen-Analysen Olympischer Spiele in Deutschland“ gehalten. Das Interesse der Öffentlichkeit war hoch. Unter anderem kamen Willi Daume, der damalige NOK-Präsident und Wolfgang Gitter, der damalige Generalsekretär des NOK der DDR. Die Bewerbungskampagne „Berlin 2000 Olympia“ begann. Willi Daume lud mich zum Abendessen ein und forderte mich mit seinem ganzen Charme auf, die vom IOC geforderte Einnahmen/ Ausgaben-Rechnung für Berlin 2000 vorzunehmen. Ungefähr 3 Monate vor Redaktionsschluss, ein fast unmögliches Unterfangen. Hintergrund war, dass Berlin 2000 zunächst versucht hatte, international bekannte Unternehmensberatungen zu gewinnen, welche hohe sechsstellige Honorare forderten, die Berlin 2000 nicht hatte.

    Zusammen mit vier VWL- und BWL-Absolventen wurde dann in einer aufopfernden TagUndNachtAktion, welche nur möglich war, weil alle mit Herzblut an der Sache hingen, eine rund 100 Seiten starke Dokumentation erstellt, welche jede einzelne Einnahmen- und Ausgabenposition ausführlich begründete und belegte. Dies geschah meines Wissens damals erstmalig, die Arbeit war durchaus wegbereitend für die heute üblichen Studien.

    In einem unsäglichen SPIEGEL-Artikel, geschrieben von einem Journalisten ohne ökonomische Fachkenntnisse, wurde die Studie verrissen. Eine zentrale Kritik war, dass die drei sogenannten neu zu bauenden „Olympia-Hallen“ von uns - wohlbegründet - nicht den OK-Ausgaben zugeordnet wurden – heute selbstverständlicher Standard. Es folgten jahrelange Auseinandersetzungen mit dem SPIEGEL, in denen mehrere Gegendarstellungen usw. errungen werden konnten. Dadurch gab es viel Aufmerksamkeit, welche auch die Studenten der Uni Hamburg mitbekamen, wo ich ab Frühjahr 1992 beschäftigt war. Die Studenten forderten mich auf, Veranstaltungen zur Sportökonomik anzubieten. Ich fand dies erst nicht besonders gut. Sport war für mich „Herz“, Ökonomik war „Verstand“, und das sollte man doch trennen! Tatsächlich gab es damals weltweit nur erste Ansätze einer Sportökonomik. Da ich nachfrageorientiert denke, habe ich dennoch Seminare angeboten, und die waren vier- bis fünffach überbucht. Später haben wir in multivariaten Studien die stadt- und immobilienökonomischen Effekte der drei Berliner „Olympia-Hallen“ geschätzt. Das war der Beginn meines Interesses an Stadtökonomik.

    Wie kamen Sie dazu, sich näher mit „CSR“ und Nachhaltigkeit im Sport zu beschäftigen?

    Ich hatte 2002, anlässlich des Salt Lake City Skandals, ein Paper „On the economics of doping and corruption“ veröffentlicht, und darin auch Vorschläge zur Bekämpfung der beiden Geiseln des Sportes unterbreitet. Der Beitrag betrat damals Neuland und stieß manchmal auf Unverständnis. „Korruption im Sport – gibt es das?“ Jedenfalls werde ich seitdem immer wieder angefragt, mich zur Fehlverhalten im Sport und deren Bekämpfung, insb. zum CSR zu äußern.

    Welche Bereiche umfassen die Nachhaltigkeit von Sportgroßveranstaltungen und wie können Zuschauer konkret Initiative ergreifen, um Sie in Ihrem Vorhaben zu unterstützen?

    Früher war der Begriff der Nachhaltigkeit auf die Unterbegriffe der ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit begrenzt. Inzwischen kommen immer mehr Dimensionen hinzu, z.B. die kulturelle Nachhaltigkeit. Zuschauer können überlegen, ob sie bestimmte Veranstaltungen überhaupt anschauen bzw. besuchen wollen. Sie können die Verkehrsmittel und ihren dortigen Konsum überdenken: Möglichst keine Emissionen und keinen Abfall verursachen. Sie können sich in ihrem Verhalten an die örtlichen kulturellen Gegebenheiten anpassen.

    Herr Prof. Dr. Maennig wird bei der 7. Jenaer Sportmanagement-Tagung am 7. September über „Nachhaltigkeit von Sportgroßveranstaltungen“ referieren. Schon jetzt freuen wir uns auf einen spannenden Vortrag und bedanken uns für das Interview!

    Anmeldungen unter www.tagung-jena.de.

     

    Dieser Artikel wurde ursprünglich von unserem Partner VSD veröffentlicht. Der originale Artikel finden Sie hier.


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