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    Alljährlich erscheinen im deutschen Sprachraum über 100.000 Bücher in deutscher Sprache, und diese Zahl muss man sich, angesichts von, sagen wir: rund 100 Millionen der Sprache Mächtigen in Deutschland, Österreich und Schweiz, einmal auf der Zunge zergehen lassen. Eine Milchmädchenrechnung, aber immerhin: Sie, und Sie, und Sie, und auch ich müssten im Jahr statistisch gesehen 1000 Bücher lesen, damit jedes Werk von zumindest einer Person gewürdigt würde. Wie bitteschön, soll das gehen?!

    Tatsache ist, dass es „Bücher, die die Welt braucht“ nicht mehr gibt. Die sind allesamt schon geschrieben worden, von den Evangelisten oder Luther, von Goethe oder Schiller, von Nick Hornby oder Paul Fournel, deren literarische Highlights in der Sportwelt selbstverständlich auch auf Deutsch übersetzt wurden.

    Dennoch erscheinen Bücher über Bücher, werden angeboten bei Thalia und Weltbild, werden präsentiert auf der Frankfurter und Leipziger und anderen Buchmessen. Und das ist gut so, sage ich als bibliophil geprägte Person. Lesen bildet, lesen erweitert den Horizont, lesen hilft zur Entschleunigung in einer Welt, die von der Kürze der 140 Zeichen von Twitter oder den sekündlich wechselnden Informationen auf Facebook dominiert wird.

    Und weil es so viele Bücher gibt, gibt es auch welche, die sich besonders mit den diversen Thematiken im Sport auseinander setzen: Trainingsanleitungen und Gesundheitstipps sind ebenso beliebt wie Literatur zu mentalem Training und/oder dem „Zen beim Bogenschießen“. Als der führende Verlag in diesem Segment ist Meyer und Meyer in Aachen zu nennen (www.m-m-sports.com). Und dann gibt es noch eine Fülle von Sachbüchern zu fast jeder Sportart. Im Laufe der Jahre sind ein Dutzend und mehr Bücher von oder über Franz Beckenbauer erschienen, und auch von Ulrich Hoeneß gibt es schon einige – keines aber so richtig aktuell, doch jede Wette: Es erscheint noch 2014. Pep Guardiola wird in Buchform gewürdigt, ebenso Maria Riesch oder Sebastian Vettel oder Boris Becker, dessen jüngste Lebensbeichte „Das Leben ist kein Spiel“ (Herbig-Verlag) sich angeblich 200.000 Mal verkauft hat. Respekt!

    Der Markt des Sportbuches ist überschaubar. Zwar verlegen immer wieder diverse Verlage Titel in Sachen Sport, doch fachspezifisch widmen sich nur ganz wenige Unternehmen dieser Nische. Wohl unangefochtener Markführer ist das der Werkstatt-Verlag in Göttingen (www.werkstatt-verlag.de) , der dieser Tage „Das Prinzip Uli Hoeneß“ ebenso publizierte wie die Biographie des brasilianischen Fußballstars Neymar. Und in Hinblick auf die WM in Südamerika erschien schon im Vorjahr „Brazil 2014 – Die WM im Land der Fußballverrückten“, und das Buch zur WM gibt es ab Juli im Handel. Doch auch mit Baseball und Handball oder Sport und Politik befasst sich der Werkstatt-Verlag in bewährt kompetenter Manier.

    Auch der Agon-Sportverlag in Kassel (www.agon-sportverlag.de), der unter seinem Namen auch das wohl größte Sport-Antiquariat und die größte Sport-Memorabilien-Sammlung in Europa beherbergt, weist ein klares Profil bei seinen Sportbüchern auf: Da geht es hauptsächlich um die sportliche Aufarbeitung der Olympischen Spiele, da geht es um die Fußball-Weltmeisterschaften, die Bundesliga und die diversen Vereine. In seinen Buch-Reihen wird Agon, ähnlich wie die „Werkstatt“ Hüter und Bewahrer von Ereignissen vergangener Zeiten. Denn eines ist klar: Auch wenn es immer wieder heißt, „im Internet findet man ohnehin alles“, so ist dieser Satz wohl etwas (zu) schmeichelhaft für diese Technologie.

    Wenn nun andere Sportverlage nicht genannt werden, dann möge dies nicht als Zeichen der Geringschätzung verstanden werden. Wie schon gesagt: viele Verlage publizieren immer wieder Bücher zum Thema Sport – dies wird sich besonders im anstehenden Sommer niederschlagen, wenn der fußballinteressierte Leser unter wahrscheinlich dutzenden Büchern seine Lektüre zu Brasilien 2014 auswählen wird sollen/dürfen/können/müssen.

    Was auf dem deutschsprachigen Markt aber selten zu finden ist, ist die Gattung der Sport-Literatur. Diese fliegt bedauerlicherweise immer noch „unter dem Radar“. (Verallgemeinernde) Gründe dafür könnten sein, dass der durchschnittliche Sportinteressierte mehr an Fakten denn an geschliffener Sprache interessiert ist, oder dass sich der Buchhändler schwer tut, das Werk einer Abteilung in seinem Laden zuzuordnen: doch eher bei „Beweg Dich fit“ und „Sochi 2014“ oder bei Martin Walser und Günter Grass?

    Von Zeit zu Zeit finden sich Kleinode: beispielsweise beim Werkstatt-Verlag der Roman von Bernd Beyer, „Der Mann, der den Fußball nach Deutschland brachte. Das Leben des Walther Bensemann“. Und auch in meinem eigenen Verlag (www.egoth.at) hatte ich die Ehre, Fußballliteratur vom Feinsten veröffentlichen zu dürfen. „Im Inneren der Haut“ von Wolfgang Weisgram ist ein biographischer Roman über den österreichischen Wunderteam-Spieler Matthias Sindelar.

    Die Flut an Büchern wird so schnell nicht abnehmen. Bleibt die Hoffnung, dass neben Quantität auch die Qualität steigt. Denn erst wenn Lesen Freude macht, macht es auch Sinn (und süchtig)!

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