Die Leiden eines Fußballfans

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    Egon Theiner

    Die Leiden eines Fußballfans

    Als Inter Mailand vor wenigen Jahren die Champions League gewinnen konnte (und die Meisterschaft und den Pokal), erstmals nach gefühlten 100 Jahren – ja gut, erstmals nach 1965 -, da saß ich wie versteinert vor dem Fernseher und konnte nicht wahrhaben, was gerade geschehen war. Inter Mailand, eine Mannschaft, der ich seit dreieinhalb Jahrzehnten die Treue halte, Champions League-Sieger? Gibt es es denn das?! Inter Mailand war, bis auf ein paar wenige nationale Meisterschaften, auf internationalem Niveau immer gut, aber nicht gut genug. Immer geprügelt, von Real Madrid, Bayern, sogar Schalke. Und nun das: Sieger in der Königsklasse! Gott, was kann mir das Leben nocht bringen?!

    In der laufenden Saison könnte sich der Gefühlszustand der Fassungslosigkeit wiederholen – dann nämlich, wenn Arsenal London doch tatsächlich die Premier League gewinnen sollte. Oder den FA-Cup. Oder die Champions League. Arsenal London begleite ich seit den Zeiten eines Ian Wright und seit den Gesängen im Highbury Stadium, die da gingen: „No one likes us, no one likes us, no one likes us – we don’t care.“ Arsenal hat seit 2004 keinen Titel mehr gewonnen, und so sehr ich Professor Arsene Wenger verehre – wäre schön, wieder mal einen ersten Platz feiern zu können.

    Es sind diese Gefühlswallungen des normalen Sportfans, der den Sport zu dem macht was er ist: etwas Besonderes. Sport ist in der heutigen Zeit ein Wirtschaftsfaktor, und viele werden sagen: hauptsächlich ein Wirtschaftsfaktor. Olympische Winterspiele in Sochi, die kolportierte 35 Milliarden kosten. Eine Superbowl im American Football, bei der am 2. Februar während des Spiels Denver gegen Seattle in New York ein 30-Sekunden-Werbespot vier, fünf Dollar wert ist. Oder eben Fußball, wo Transfersummen von hundert Millionen Euro und zweistellige Millionenbeträge an Jahressalären bezahlt werden. Sport ist „Big Business“, und dass jedes florierende Business seine Schattenseiten hat –Stichwort Korruption, Stichwort Wettskandale – liegt auf der Hand.

    Es ist das Interesse der Sportinteressierten, jener, die an den Resultaten interessiert sind, an den gewonnenen und verlorenen Punkten, an den Mega-Transfers, die neue Spieler und größere Titelchancen bringen könnten, die dem Sport noch eine Art von Unschuld verleihen. Dann geht es um Abseitstore und rotwürdige Foulspiele, über die Tags darauf mit Berufskollegen und im Café diskutiert wird, dann geht es um die Spielzüge von Manning und Co., dann geht es auch um die Siegchancen von Skispringer Simon Ammann, Skifahrer Dominik Paris oder Kombinierer Eric Frenzel.

    Wobei gerade bei den Olympischen Winterspielen das große Geld für die Athleten nicht zu holen ist. Eine Medaille, quasi der Lorbeerkranz der Spiele in der Antike, ist der Preis. Versilbert kann Gold danach noch werden – in einigen Fällen, in vielen Fällen aber auch nur in sehr überschaubarem Maße. Eine Million Schweizer Franken für den Olympiasieg – das wäre doch was! Dann hätten auch die Sieger nach dem Motto „the winner takes it all“ was vom Wirtschaftsunternehmen Olympia.

    So weit wird es so schnell nicht kommen. Doch während der Olympischen Winterspiele läuft die Premier League auf Hochtouren. Arsenal spielt unter anderem gegen Liverpool am 8. und gegen Manchester United am 12. Februar. Und gegen Bayern München in der Champions League am 19. Februar.

    Ich werde also weiterträumen und weiterzittern, hoffentlich bis Saisonende. Übrigens, bei Inter Mailand wird es in diesem Jahr nichts werden. Europäisch nicht vertreten. Im Pokal ausgeschieden. Und in der Meisterschaft 23 Punkte hinter Spitzenreiter Juventus Turin zurück. Da hilft auch Beten nicht mehr.

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